Sehr geehrte Angehörige der Hochschule,
im Folgenden informieren wir über den aktuellen Stand der Debatte an der Hochschule, die Position der Studentischen Vertreter*innen und die gesellschaftliche Dimension der Umbenennung und unsere Haltung.
Stand der Debatte
Gerade ist es ruhiger um die Frage der Umbenennung unserer Hochschule geworden. Im Januar 2019 gab es die letzte öffentlichkeitswirksame Veranstaltung mit dem Symposium zu Beuths Antisemitismus. Seitdem ist ganz klar: Beuth war Antisemit.
Erst auf Drängen des AStAs wurde im Akademischen Senat beschlossen, „Beuth“ aus dem Leitbild der Hochschule zu streichen, in dem bis Juni 2019 diese absurde Glorifizierung stand: „Die heutigen Bildungsinhalte und die Form ihrer Vermittlung folgen dem humanistischen Anspruch, den die geistigen Gründungsväter der Hochschule, wie […] Beuth, vorgegeben haben.“[1] Jetzt ist es das Ziel, das gesamte Leitbild zu erneuern.
In einem weiteren studentischen Antrag beschloss der Akademische Senat ein zweites Symposium zum Thema „Für und Wider einer Umbenennung“ zu veranstalten, zu welchem die gesamte Hochschule eingeladen ist, um über die Umbenennung zu diskutieren. Dieses wird am 9. Januar 2020 stattfinden.
Die Entscheidung
Stellt euch vor, die Akademische Versammlung hätte im Februar 2008 bei der Entscheidung zur Namensgebung gewusst, dass Beuth ein Antisemit war. Es ist schwer vorstellbar, dass die Hochschule jetzt so heißen würde.
Es gibt auch weitere gute Gründe C.P.W. Beuth nicht mehr im Namen zu tragen. In der Gedenkkultur war es vor 10 Jahren, bei der Umbenennung zur Beuth Hochschule, schon nicht mehr zeitgemäß eine Person im Hochschulnamen zu ehren. In der Zeit seit der Umbenennung wurde ein Personenkult um Beuth geschaffen. Wir sprechen uns ganz deutlich gegen eine solche Huldigung aus und sehen keine Vorbildfunktion für die Studierenden heute, in einem weißen Mann, der vor 200 Jahren gelebt hat, preußische Werte vertrat, die in unserer heutigen Gesellschaft keinen Halt mehr haben und von der Karriere getrieben handelte.
Der amtierende Präsident unserer Hochschule, Werner Ullmann, hat vor seinem Amtsantritt im Tagesspiegel gesagt:„Es ist erstmal toll, dass wir eine so intensive Diskussion an der Hochschule bekommen haben, dass da so offen über das Thema gesprochen wird. Ich selber sehe einem neuen Namen positiv entgegen[…]“.[2]
Wir freuen uns über die Bekundung des neuen Präsidenten. Jetzt sollten auch Taten folgen. Die Studentische Initiative für einen schönen Hochschulnamen (antibeuth.de) fordert schon seit dem ersten Symposium „eine sichtbare Kampagne der Hochschule, die über den Kenntnisstand zu Beuths Antisemitismus aufklärt“[3]. Bis jetzt ist der Diskurs um die Person Beuth auf der Internetseite nur unter vielen den Unterrubriken zu finden. Wir schließen uns der Forderung an, den Diskurs Online und auf dem Campus klar sichtbar zu machen.
Übrigens, in der Abstimmung 2009 zu den Namensvorschlägenfür die Hochschule war „ohne Namenszusatz“ auf Platz 2 und „Marie Curie“ auf Platz 3.[4]
Studentische Positionen
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) hat sich in der 5. Sitzung im Juni 2019 ganz klar dafür ausgesprochen, sich für eine Umbenennung der Hochschule einzusetzen. Ebenso das Studierendenparlament (StuPa),das bereits im Februar 2018,eine Umbenennung befürwortet hat.
Wird Beuth genannt, muss auch sein Antisemitismus genannt werden. Deshalb nutzen wir schon seit Mitte 2018 das Kürzel BHT als Etikett (AStA der BHT) und bei allen Gelegenheiten, wo die Hochschule genannt wird. Studierende erwehren sich in ihren Hausarbeiten und Bachelorarbeiten dem Antisemitismus Beuths, um die Person nicht zu ehren. Viele beschleicht ein komisches Gefühl, wenn sie sagen, „.. ich studiere an der Beuth.“
Es kann nicht sein, dass es uns unangenehm ist, unseren Hochschulnamen zu nennen. Gleichzeitig wollen wir die Erinnerung an Beuth nicht von der Hochschule verdrängen. Das Haus Beuth soll weiter bestehen um an die Person und ihre Verdienste zu erinnern, aber auch um seine problematische Haltung zu reflektieren. Die besondere Ehrung Beuths als Namensgeber unserer Hochschule und die Reproduktion des Namens mit der Marke Beuth ist nicht weiter tragbar.
Gesellschaftliche Dimension
Wird sich die Akademische Versammlung im Januar für das Beibehalten des Namens Beuth entscheiden, wird diese Diskussion an unserer Hochschule weiter geführt werden und außerdemist die Chance verpasst, ein klares Zeichen in der Gesellschaft zu setzen. Wir tolerieren keine Form von Antisemitismus in unserer Gesellschaft. Egal aus welcher Zeit. Die politische Haltung C.P.W. Beuths und die seiner Tischgesellschaft gegenüber Jüdinnen und Juden war zu seiner Zeit eine bewusste Grenzüberschreitung und Ausgrenzung zur Machtausbreitung, die ihren Ausdruck in perfiden Gewaltfantasien fand.[5]
In Zeiten, in denen rechter Terror durch rechtsextreme Parteien, wie der AfD, in den Parlamenten befeuert wird, müssen wir uns klar positionieren. Gegen Grenzüberschreitungen im Gesagten und im Handeln.
Unsere Haltung
Unsere Hochschule hat jetzt die einmalige Möglichkeit die Entscheidung von 2008 zu korrigieren. Wenn wir diese Entscheidung nutzen, haben wir auch noch die Chance unsere Hochschule neu auszurichten und zukünftige Themen anzugehen. Diese sind für uns Diversity, Chancengleichheit, ökologische Nachhaltigkeit, freier Zugang zu Wissen, demokratische Hochschulprozesse und Antidiskriminierung. Die Person hinter dem Namen Beuth deckt diese Themen nicht ab.
Weitere Infos:
- Symposium zur „Für uns Wieder einer Namensänderung der Hochschule“ am 9. Januar 2020 im Ingeborg-Meising-Saal.
- Entscheidung zur Beibehaltung oder Ablegung des Hochschulnamens am 23. Januar 2020 in der Akademischen Versammlung.
- Über Beuths Antisemitismus unter: antiBeuth.de
- AntiBeuth bei Telegram: https://t.me/joinchat/AP0PmFVOWn0xzGMF6Nd0tQ
[1] Leitbild der BHT bis Juni 2019
[2] https://www.tagesspiegel.de/wissen/praesident-der-beuth-hochschule-ich-sehe-einem-neuen-namen-positiv-entgegen/24480880.html – Aufgerufen am 18.11.2019
[3] http://antibeuth.de/forderungen/ – Aufgerufen am 18.11.2019
[4] Vgl. Protokoll der 12. ordentlichen Versammlung der AV vom 17.01.2008