Das Studierendenparlament (StuPa) hat bereits am 13. Juni 2019 des Klimanotstand für die Hochschule ausgerufen und eine Vollversammlung auf den Weg gebracht. Und obwohl sich neben Scientists for Future, Engineers for Future, Architects for Future und den zahlreichen anderen fachlichen Ablegern von Fridays for Future und Extinction Rebellion auch zahlreiche Hochschulen und Universitäten zum Streik aufriefen, ist das Thema an unserem Campus bisher keine Meldung wert. Dabei bietet unsere breite technische und wirtschaftliche Aufstellung gerade die Chance, für die „Innovationen“ zu sorgen, derer es heute Bedarf.
Wir sind Hochschulangehörige der Beuth Hochschule für Technik (BHT) und begrüßen in unseren Reihen alle Menschen, die sich den Anliegen von Scientists for Future, Engineers for Future, Students for Future, Extinction Rebellion, der Initiative Klimanotstand und den zahlreichen weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen verbunden fühlen.
Der menschengemachte Klimawandel ist eine reale Bedrohung, die gesamtgesellschaftlichen Lösungen und eines Durchdenkens jeder individuellen Lebenspraxis bedarf. Die anwendungsorientierten Wissenschaften und deren Vermittlung haben einen erheblichen Einfluss und große Verantwortung, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Aus diesem Grund treten wir mit konkreten Forderungen an alle Lesenden dieses Briefes.
Wir rufen alle Hochschulangehörigen, Alumni und Anwohnende auf, sich an den Protesten in den Wochen nach dem heutigen globalen Klimastreik zu beteiligen und veröffentlichen hiermit unsere Forderungen.
Wir setzen auf das Engagement der Studierendenschaft und allen Mitarbeitenden, die Vollversammlung und unsere Forderungen in alle akademischen Gremien einzubringen! Wir fordern:
Von der Politik
Bis Ende 2019
- Ende der Subventionen für fossile Energieträger
- Abschalten von einem Viertel aller Kohlekraftwerke
- Besteuerung aller Treibhausgasemissionen (CO2, CH4, N2O u.a.) in Höhe aller externalisierter Kosten (z.B. 180 Euro/t CO2 laut Umweltbundesamt)
Bis 2030
- Vollständiger Kohleausstieg
Bis 2035
- Erreichen der „Nettonull“
- 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035
Vom Hochschulpräsidium
- Beschleunigte Umsetzung der Klimaschutzvereinbarung („16-Punkte-Plan“) mit dem Land Berlin von 2016
- Einführung des Energiemanagementsystems EMAS
- Lokale Umsetzung des Positions- und Forderungspapiers „Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen“, inbesondere der Forderungen zu Klimaschutz, Governance, Ressourcenschonung und -Teilung
- Einrichtung einer Stabsstelle Nachhaltigkeit im Organigramm der Hochschule
- Einrichtung eines dauerhaften Co-Working-Labores oder Research-Clusters für Nachhaltige Entwicklung
- Ausgleichsflächen für Versiegelungen durch künftige Bauvorhaben und Begrünung freier Wände am Gebäude Haus Grashof
- Maßnahmen, um die erste klimaneutrale Hochschule des Landes Berlin zu werden
Von den Lehrkräften
- Einbindung fachspezifischer Nachhaltigkeitsansätzen (z.B. Kreislauf- und Kooperativwirtschaft, Eco- und Opendesign) in klassische Curricula, Abbruch der Behandlung von Nachhaltigkeit als Nischenthema für einzelne Module oder spezielle Studiengänge
- Verkleinerung der Laborausstattung zu konventionellen (nicht-erneuerbaren) Energien
- Verstärkte Einbindung von zivilgesellschaftlichen und Nachhaltigkeitsorganisationen in Forschungsvorhaben
- Einrichtung von Materialkreisläufen und Maßnahmen zum nachhaltigeren Gebrauch von Labor- und Lehrausstattungen (Lab of Commons)
- Absage aller Lehrveranstaltungen an Freitagen zugunsten fachübergreifender Veranstaltungen und Projektwerkstätten zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit – die Tätigkeiten sollen dabei ausbildungsrelevant und anrechenbar bleiben
Von der Studierendenschaft
- Solidarisierung mit den Opfern von Klimafolgen und Teilnahme an den Protesten
- Teilnahme an einer Vollversammlung zum vom Studierendenparlament ausgerufenen Klimanotstand
Vom Studierendenwerk
- Verringerung nicht-vegetarischer Speisen auf je ein Fisch- und Fleischgericht pro Tag zugunsten einer Ausweitung des veganen und regional-saisonalen Speisenangebots
- Keine Wiedereinführung der Mehrwegbecher durch vermeintlich ökonomische Zwänge
Von allen Angehörigen und Beschäftigten am Campus
- Überdenken eigener Handlungsmuster und gemeinsamen Austausch
- Unterstützung der Initiative und ihrer lokalen Forderungen
- Teilnahme am heutigen, weltweiten Generalstreik (#EarthStrike), den Klimaaktionswochen von FFF (19. bis 27. September) und Extinction Rebellion (7. bis 18. Oktober), sowie nachfolgenden Veranstaltungen
System change, not climate change! @BHT3F – Berlin, den 20.09.2019